Ausgangslage
Das Grundstück Seestrasse 355-361 liegt unweit des Zürcher Stadtzentrums zwischen dem lebendigen Ortskern von Wollishofen und dem Saverapark am Seeufer. Die Lärmemissionen der angrenzenden Hauptverkehrsadern schaffen gemeinsam mit dem baurechtlichen Korsett komplexe Rahmenbedingungen. Es gilt ein wohnliches, entsprechend der hohen Dichte, urbanes, aber auch entspanntes Stadthaus zu schaffen. Seine Lage an der Strassenverzweigung lässt das Gebäude als einen sinnfälligen Kopfbau im verdichteten Strassenraum im Herzen von Wollishofen erscheinen.
Ausnutzung und Modellierung
Im Parzelleninneren wird ein lärmberuhigter Hof geschaffen, auf den sich die lärmempfindlichen Räume orientieren. Beim schmalen Ende im Süden öffnet sich der Hof über einen östlich verglasten Garten. Entlang der Seestrasse wird im „Bereich mit erhöhter Ausnutzung“ mit 5 Geschossen plus Attika die Mantellinie ausgereizt, seeseitig entwickelt sich der Bau im gegebenen Höhenprofil entsprechend der Hoftiefe von 2 bis 5 Geschossen plus Attika. Die auskragenden Fassadenelemente entlang der Seestrasse (entsprechend der Erker-Norm) erlauben die Rhythmisierung des Baus und die partielle Südausrichtung der Wohnungen.
Weitläufigkeit und lärmoptimierte Grundrissgestaltung
Die Lärmsituation verlangt eine möglichst zweiseitige Exposition der Wohnungen, bei der die weniger lärmempfindlichen Räume strassenseitig angeordnet sind, die Wohn- und Schlafräume hingegen zur ruhigen Hofseite liegen. Entlang der Seestrasse bilden Küche, Ess- und Wohnbereiche ein Raumkontinuum aus leicht gegeneinander verschobenen Bereichen. In den kompakten Grundrissen werden so grosszügige Durchblicke von der Stadt zum Hof, bzw. in den oberen Geschossen zum See, offeriert. Im schmaleren Baukörper auf der Gleisseite orientieren sich die lärmempfindlichen Räume ebenfalls zum Hof. Aber auch die Gewerberäume auf Gartenniveau entlang der Gleise sind durch die Gartenmauer lärmgeschützt. So lassen sich hier attraktive Maisonette Ateliers anordnen die vielseitig genutzt werden können.
Entlang der Seestrasse reihen sich im Erdgeschoss Laden- / Gewerbeeinheiten in einer zusammenhängenden Gewerbefläche mit 3.20 m Raumhöhe, die, dank der Belichtung über die Gewerbegasse, in ihrer vollen Tiefe gut nutzbar ist. Die Einfahrt zur Tiefgarage findet sich im Norden der Parzelle. Der nördliche Zugang zur Gewerbegasse ist auf dem Strassenniveau Seestrasse ins Gebäude eingeschnitten, so dass eine Kreuzung mit dem Zufahrtsverkehr vermieden wird.
Wettbewerb
Seestrasse
Wohnungsbau ZürichSchweiz
Landschaftsbilder zwischen Urwuchs und kontrollierter Natur
Es wird eine Sequenz differenzierter Landschaftsbilder angeboten, die sich zu einem stimmungsvollen Ganzen verbinden. Die jeweiligen Eingriffe wirken in Zuschnitt und Proportionen vertraut und nehmen Mass an den Bedürfnissen der künftigen Bewohnerinnen und Nutzer. Die Landschaftsbilder entspringen autochthonen Vegetationsgesellschaften, die sich entsprechend der Standorteigenschaften spezifizieren. Die Abfolge der Vegetationsmuster bindet die gesamte räumliche Abwicklung von der Seestrasse über den Hofgarten mit der Gewerbegasse bis zu den Ateliergärten entlang der Gleise visuell und kontextuell zusammen.
Konstruktion
Der Rohbau wird in Massivbauweise erstellt. Im erdberührten Untergeschoss und im Bereich der Tragwerkstransformation von den Stützen zu Wänden (Erdgeschoss zum 1. Obergeschoss) dominieren Betonwände und -Stützen das Vertikaltragsystem. Ab dem 2. Obergeschoss ist der Wechsel zu Mauerwerkswänden möglich.
Das Gewerbe im Erdgeschoss verlangt nach wandfreien, grosszügigen Räumen. Ein Stützensystem mit Rasterstruktur dient hier der Abtragung der Kräfte. Die Anordnung respektiert die Anforderungen der Nachbargeschosse: die als Linienlager wirkenden Obergeschosswände werden gestützt und die Parkierung im Untergeschoss bleibt unbehindert.
Fassadenkonzept
Die Fassadenkonstruktion ist in Holz- Elementbauweise ausgebildet. Die Elemente erlauben einen hohen Vorfertigungsgrad und die vorgängig auf die tragenden Decken montierten Unterkonstruktionskonsolen erlauben ein rationelles Schliessen der Fassadenflächen.
Die opaken Flächen sind aus innen aufgesetzten, dampfdichten Konstruktionsplatten, einer Kerndämmung aus Steinwollplatten und einem äusseren Abschluss mit einer dampfoffenen Windsperre aufgebaut. Die innere Verkleidung ist mit einer Kalzium-Silikatplatte als Feuchtespeicher und Brandschutzmassnahme vorgesehen.
Die transparenten Flächen werden mit einer Holz- Metallfensterkonstruktion und einer dreifachen Isolierverglasung ausgebildet. Zur Gewährleistung des sommerlichen Wärmeschutzes ist eine Fassadenmarkise vorgesehen.
Die äussere Verkleidung der opaken Fassadenflächen erfolgt mittels dünnwandigen, glasfaserarmierten, vorfabrizierten Betonplatten. Zur Ausbildung der linearen Muster auf den Sichtflächen, werden die Betonplatten in eine Negativform gespritzt. Die Montage der Plattenverkleidung erfolgt hinterlüftet mittels einer dreidimensional justierbaren Unterkonstruktion.
Um den Innenhof auszuzeichnen und ihn heller und leichter in Erscheinung treten zu lassen schlagen wir vor anstelle der Faserzementplatten transluzentes Fiberglas zu verwenden. Die formale Ausbildung und der konstruktive Aufbau bleiben aber identisch.
Team:
Architekt:
Studio Gugger
Landschaftsarchitekt:
Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt
Bauingenieur
ULAGA WEISS AG
Bauphysik
Gartenmann Engineering AG